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Montag, 15. November 2010

Brisbane - Perth

31.10.2010

Nach langer Abstinenz die ich an dieser Stelle entschuldigen muss, melde ich mich wieder zu Wort.

3 Monate Queensland liegen hinter mir. Eine Zeit in der ich viel Spass hatte, neue Freunde machte, mich fast schon etwas heimisch fuehlte in unserer Yellow Submarine. Der Abschied kam ziemlich abrupt, der ganzen chaotischen Jobsituation geschuldet. Die letzten Tage arbeitete ich 5 Tage am Stueck (wow!!!) in einem Umzugsunternehmen, namens Grace. Das hiess ordentlich koerperliche Auslastung, korrektes Heben, grossartige Ausfahrten auf dem Truck rund um Brisbane wenn ich Glueck hatte, weniger spannende Tage auf dem Ladedock wenn ich Pech hatte. Ein Kollege war CC, wie sich rausstellte ein Kambodschaner, der noch nie in seiner Heimat war. Schade kann ich da nur sagen. Es ist eigenartig: Der Grossteil der Aussis waren noch nie im Ausland. Einige besitzen nicht mal einen Reisepass. Gott sind wir Europaer gesegnet. Kurze Distanzen, ein Reichtum an Sprache, Kultur und Vielfalt. Hier ist alles so ziemlich gleich. Ein Wettbewerbsvorteil der nun zu Tage kommt. Man sollte nicht alles als selbstverstaendlich hinnehmen.

Ein weiterer Job war auf dem Markt in Brisbane. Mittwochs, deutsche Bratwuerste mit Sauerkraut und Zwiebeln verkaufen bzw. Grillen. Familie Rechenberg (er Schwabe namens Peter, 60 Jahre, Sie Christine klein, blond, monstroes tupierte Haare, einem Volksmusikvideo entsprungen) machen das Geschaeft schon einige Jahre und haben anscheinend die Million vollgemacht. Ich kam mir vor wie im Saustall. Die Leute standen teilweise in einer 100 m Schlange vor unserem Zelt. Eine Wurst 6,50 $, die Produktionskosten bewegen sich wohl im einstelligen Centbereich. Problem war zum einen der fettige Geruch der an einem nach Dienstschluss haftete, die ueberlauten, volkstuemlichen Melodien die einem im Kopf umherschwirrten und die teilweise mehr als unterbelichteten deutschen Kolleginnen.

Zu meinem Geburtstag bekam ich von Jong (einem Suedkoreaner) ein Happy Birthday Staendchen auf Koreanisch getraellert. Sein English war mehr als rudimentaer, er erklaerte mich sofort zu seinem Mentor und es folgten lange Einfuehrungskurse in die englische Sprache. Sehr aufwendig und teilweise mehr als irritierend fuer beide Seiten, jedoch endeten alle Konversationen in bauchkrampfartigen Lachen. Mittlerweile kann er sogar etwas deutsch. Was kommt als naechstes?

Aber nach 3 Monaten wurde es Zeit aufzubrechen. Aufgrund der anfangenden Erntesaison beschloss ich mich als Erntearbeiter zu bewerben. Viele Klicks aufgrund meiner Anzeige, keiner wollte mich so recht, obwohl ich alle noetigen Voraussetzungen hatte.

http://brisbane.gumtree.com.au/c-Jobs-farming-veterinary-jobs-Outgoing-german-male-looking-for-farmwork-harvest-tractor-W0QQAdIdZ235910652

whatever. Via facebook wurde ein Yardy, Barmann, Allrounder gesucht. In der groessten Goldminenstadt der suedlichen Hemisphere. Kalgoorlie... ich schickte meine Unterlagen und 2 h spaeter war alles in Dack und Tueten. Das Recreation Hotel

http://www.therechotel.com/

wollte mich schnellst moeglich. Flug gebucht, Zug reserviert, 400 dollar fuer Anreise investiert und ab ging die Post. Sind ja nur knappe 4000 km.

Etwas schwer wurde mir der Abschied dann doch gemacht. Am letzten Abend tauchte ploetzlich Dallas noch einmal auf. Einer der die mich wirklich beeindruckten: kurzer abriss zu seiner person: 35 jahre, gelernter Fleischer, stieg dann Jahre spaeter in den internationalen Fleischhandel ein. Ein Salesmanager par excellence. Vom Fleisch switchte er in verschiedenen commodities wie Oel, Energie, Gold usw. Machte 6 jahre sein Geld in Singapur, 4000 Dollar Miete im Monat war erschwinglich fuer ihn. Er bereiste ganz Asien, wurde ein absoluter Thailand fan, lernte seine alte liebe aus Neuseeland wieder kennen, eine Chinesin, zeugten ein Kind, der kleine ist nun 1,5 jahre alt und spricht kantonesisch, mandarin und englisch. Er verkaufte 25 % seiner Firma, bekam daraufhin 350 000 dollar ausgezahlt und beschloss zurueck nach Australien zu gehen. Er investierte bereits ueber 100 000 Dollar in Gold, eines Abends stieg der Goldpreis um 2,2 % an. Daraufhin lud er uns alle zum eEssen ein. Irgendwie imposant wie man sich als gelernter Fleischer hocharbeiten kann. Ein Beweis das studieren nicht alles ist. Initiativ, Neugierig, engagiert. Er strahlt soviel Selbstbewusstsein aus, ein ueberaus positiver Mensch. Er war eine Wonne ihn nach seinem Neuseelandtrip noch einmal zu sehen. Der Trip galt seinem Sohn, um ihn mit Neuseeland bekannt zu machen. Er suchte seine Farm auf, typischerweise mit einer enormen Anzahl von Schafen, es gab schneebedeckte Berge zu sehen, Freunde und Familie.

Nun laesst er sich in Brisbane nieder, kauft sich ein schoenes Appartement am Kangaroo Point, seine Familie kommt im Januar, er startet seinen neuen Job fuer eine australische Wagyu-Beef (Kobe Rinder etc) Firma ab sofort. Fuer den Fleischimport/export nach asien. Da in Japan grad die Rinderseuche ausgebrochen ist wird er mit seinem australischen Beef wohl gute Absaetze erzeugen koennen. Und weiter geht die Erfolgsstory.


Ein weiterer Verlust durch meinen Weggang von Brisbane ist Falk. Mein Sportbuddy und bester Freund aus Radebeul hier in OZ, ein wirklicher Gluecksgriff. Da wir beide leichte Probleme mit Uebergewicht hatten beschlossen wir vor 8 Wochen unser “body for life programm zu starten. Er war bereits erfahren darin und zeigte mir den Weg. Bis zu 6 mal die Woche Sport, Ernaehrungsumstellung, Vitamine fuer ueber 160 dollar, eine Mitgliedschaft im Unisportclub der Queensland University und los gings. Entzueckend fand ich die Personal Trainer an der Uni, generell alle Trainer da hatten definitiv keine Sportlerfigut. Keineswegs. Und dann wollen sie dir erzaehlen, wie du trainieren sollst. Gott sei dank kenne ich andere Studios.

Ich hab seitdem kein Brot und keine Butter mehr gegessen, Alkohol ausgeschlossen sehe nun erste Ergebnisse und fuehle mich grossartig. In Dresden habe ich auch viel trainiert, nur leider fehlte die Konsequenz, insbesondere hinsichtlich der Ernaehrung. Vielleicht motiviert mich auch der Anblick der fetten Menschen hier in Oz. Sie treten zumeist in ziemlich grossen Horden auf. Unglaublich. Beengend.

Vor 3 tagen also des Nachts an den Flughafen gefahren, mit anderen Backpackern von 1 bis 5 uhr morgens ausgeharrt, auf dem boden geschlafen, das Flugzeug bestiegen, 3 h nach Melbourne geflogen, dort stoppover, genau vorm gate gewartet, eingepennt, fast den Anschlussflug verpasst, ich war zum ersten mal der letzte der das Flugzeug bestieg. YES! :) 3 weitere Stunden nach Perth geflogen, in den Bus gesprungen, in die City gefahren, vor einem Hostel von einem Asiaten abgewiesen worden der 170 $ fuer eine Nacht haben wollte. Er oeffnete die Tuer, das erste was er tat: Kopf schuetteln. Ich haette ein: “Hello!” erwartet, aber nicht solch eine Reaktion. Teilweise doch schon ganz schoen entmutigend wie man als Backpacker behandelt wird. Wie sich spaeter rausstellte nimmt er nur Asiaten in seine Herberge auf. TOLL! Uberhaupt gibt es in OZ eine unheimlich grosse Anzahl von Asiaten. Manchmal fuehlt es sich wie Bangkok an. Was mich aber eigentlich ueberhaupt nicht stoert. Mir fehlt lediglich das Detailwissen um die Leute den richtigen Laendern zuordnen zu koennen.

Perth ist die Metropole in Western Australia. 1,4 Mio Einwohner, aber eigentlich noch recht urspruenglich. Analog zu der Situation in Brisbane wird ziemlich viel gebaut.

Was danach geschieht, insbesondere in Kalgoorlie, erfahrt ihr in den naechsten Tagen. Stay tuned!

4 Kommentare:

Stephan hat gesagt…

Hallo Christoph,
endlich mal wieder was von Dir gelesen und dazu spannend - wie bisher alle Deine Berichte.
Viel Erfolg weiter - und bitte nicht so lange warten bis zum Nächsten !
Die Zöllner kannst Du jetzt in Street View bewundern.....wenn die Heimatgefühle kommen sollten,grins.
Gruß Stephan

Mathias hat gesagt…

Moin Christoph,
nun hab ich es endlich mal geschafft Deinen Blog aufzusuchen, nachdem Tom mir mal den Link geschickt hat. Deine Geschichten lesen sich wirklich super. Da kann man nur neidisch werden und gleich wieder Reisefieber bekommen. Ich warte schon gespannt auf die nächsten Stories.
Viele Grüße aus dem verschneiten Dresden, Hille.
PS: Schick mir mal Deine Mail-Adresse.

Anonym hat gesagt…

Ein weihnachtliches Hallo auch aus der Pfalz!
Mensch was treibst Du denn da??? Klingt ja wie Hartz IV auf Indiana Jones Trip. Ich hoffe, Dir passiert nix...kenne sonst keinen Sachsen, der annähernd so verrückt und sympatisch ist, wie Du.
Hoffe, Du hast kein versehentliches Date mit einer Schlange oder irgendwelchen anderen niedlichen Tierchen, wie Sackratten, Arschmaden und Pleitegeier.
Frohe Weihnachten und alles Gute weiterhin!

Karol

Baris hat gesagt…

Christoph, mein Freund, wie geht es dir? Wo bist du? Ich habe mehrmals versucht dich zu erreichen, aber irgendwie komme ich nicht zu dir durch. Stimmt deine Mobilfunknummer 0061456146879 in Australien noch?

Ich hoffe, dass es dir gut geht und du dich bester Gesundheit erfreust. Bist du gut ins neue Jahr gekommen? Gibt es etwas was du brauchst? Bitte gib mir doch Bescheid, egal ob per e-Mail an b.cihan@gmx.net oder baris247@gmail.com oder auch telefonisch unter 0179 8102000 oder 0176 62710557.

Ich habe dir eine Menge zu erzählen. Neue Projekte, neue Ziele. Der Laden steht zwar noch immer, aber ich hoffe, dass dich meine neuen Projekte begeistern werden.

Ich hoffe, bald von dir zu hören.

Herzliche Grüße
Baris